Die
Fahrzeuge der Erfttalbahn
- Seit der Eröffnung der Erfttalbahn 1890 bis ungefähr
1905 beförderten Tenderlokomotiven der Gattung T3 (BR 8970) der
Königlich Preußischen Eisenbahn- Verwaltung (KPEV) die Züge nach Münstereifel
und zurück nach Euskirchen.
- Die ersten Personenwagen waren
preußische Nebenbahn- Zweiachser mit Wagenkästen aus Holz und
Oberlicht- Dachaufsatz. Sie waren in Züge eingereiht, die auch Güterwagen
mitführten und wurden somit
als „Güterzüge mit Personenbeförderung“ (GmP) oder
„Personenzüge mit Güterbeförderung“ (PmG) bezeichnet. Viele Jahre
lang war der Gütertransport auf dieser Nebenbahn umfangreicher als der
Personenverkehr, bis der Tourismus- und Bäderverkehr in die Kurstadt
lebhafter wurde.
- Mit steigenden Zuggewichten hat man den preußischen T3
ab etwa 1905 stärkere Tenderloks der Gattung T91
(BR 90) zur Seite gestellt, die ihrerseits ab etwa 1910 von den
Tenderloks der Gattung T93 (BR
91) abgelöst wurden. Viele der beförderten Züge
waren weiterhin aus Personen- und Güterwagen gemischt. So wurden G-
(geschlossene) Wagen für Stückgut und ländliche Waren sowie Lebensmittel,
O- (offene) Wagen für Holz und Kohle benutzt.
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- Die Deutsche Reichsbahn setzte ab 1925 die bewährten
Tenderlokomotiven der Baureihe 935 ein. Nach 1927 wurden diese
unterstützt durch einige Exemplare der Baureihe 74, bekannt als die
Berliner Stadtbahnlok. Auf der Erfttalbahn waren zu dieser Zeit preußische
Abteilwagen zu sehen. Für den umfangreichen Holztransport wurden
Drehschemelwagen verwendet und zu den Viehmärkten in Münstereifel wurden
die Tiere (10.000 Stück pro Jahr) mit Viehwagen gebracht, oft als GmP mit
Personenverkehr. Seit Beginn der zwanziger Jahre wurden die Loks so
eingesetzt, wie sie gerade im Bw Euskirchen verfügbar und fahrbereit waren.
Im Personenverkehr wurden nach 1930 vermehrt die heute bei Nostalgiefahrten
so beliebten „Donnerbüchsen“ eingesetzt, die auf der Erfttalbahn bis in
die 50er Jahre liefen.
- Im Krieg wurde der Bahnhof Euskirchen mit vielen
Fahrzeugen zerstört, und so zog die einzige dem Bw Euskirchen verfügbare
Lok 86 541 die ersten Züge auf der Erfttalbahn, wegen der beiden zerstörten
Brücken nur bis Iversheim. Vorübergehend kamen noch weitere Loks der
Baureihen 86, 74 und 92 hinzu, die Güter- und Personenzüge ab 1948 auch
wieder bis Münstereifel und zurück nach Euskirchen brachten.
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- Die ersten Nachkriegszüge waren wie vielerorts aus
bunt zusammengewürfelten Wagen gebildet. Neben den obligatorischen Donnerbüchsen
wurden preußische Durchgangswagen sowie urige, aus Güterwagen umgebaute,
sogenannte „Hilfspersonenwagen“ eingesetzt.
- Die Güterzuglokomotiven der Baureihe 86 wurden bald
von Personenzugloks der Baureihe 78 abgelöst, die gemeinsam mit den
Schlepptenderlokomotiven der Baureihen 50 und 55 bis zum Ende der
Dampflokunterhaltung im Bw Euskirchen 1966 die Münstereifeler Nebenbahn
befuhren. In den fünfziger Jahren war hier auch die Baureihe 64 zu sehen.
Im Güterverkehr wurden für den Holztransport nun
Rungenwagen eingesetzt, gelegentlich aber auch für den Transport
einer der bei der Firma Hettner
hergestellten Großbohrmaschinen. Im Anschluss der Arloffer Tonwerke wurden
Rungenwagen mit Steinzeug und Schamottstein beladen.
- Regionale Bekanntheit erlangte der mit Obst und Gemüse
für den Feinkosthändler Melder beladene G- Wagen, der täglich am Güterschuppen
(Melderschuppen!) entladen wurde.
- Im Personenverkehr machten Umbauwagen, deren
vereinheitlichte Fahrgestelle aus alten Länderbahnwagen stammten, erstmalig
Reisen in der 1. Klasse nach (Bad) Münstereifel möglich.
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- Zur Kosteneinsparung wurden ab 1954 zwei schwach
besetzte, lokbespannte Zugläufe durch die Schienenbusse VT 95 ersetzt. Der
Strukturwandel von den Dampfloks zu den Dieselfahrzeugen begann und ab 1967
zogen Diesellokomotiven der Baureihe 211 alle Personen- und Güterzüge. Dazu fuhren in den
verkehrsschwachen Tageszeiten weiterhin drei Schienenbuspaare nach Bad Münstereifel.
Vor den grünen Umbauwagen wurde 1986 nun die stärkere
Diesellok BR 212 eingesetzt, während
Güterwagen von der schweren Rangierlok der Baureihe 290 zum Empfänger
gebracht wurden. Nach der Einstellung des regelmäßigen Güterverkehrs
wurden nur noch bei Bedarf auf Rungenwagen Steinzeug aus Arloff und Holz in
Bad Münstereifel (hier sogar auf vierachsige!) verladen.
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- Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) verbesserte 1987
den Zugumlauf, indem die Erfttalbahn von den zwischen Euskirchen und Bonn
verkehrenden Zuggarnituren mitbedient wurde. Die grünen Umbauwagen wurden
durch Silberlinge ersetzt, die nun als Wendezüge von Diesellokomotiven der
Baureihe 215 nach Bad Münstereifel geschoben wurden. Den spärlichen, weil
schulfreien Wochenendverkehr bewältigten die hier erstmals eingesetzten
Triebwagen der Baureihe 628.
Als letzte Neuerung fahren nun gefällige Triebwagen der Baureihe 644
auf der Erfttalbahn, die seit 1998 ihr „Talent“ unter Beweis stellen. Güterwagen
tun dies seither nicht mehr.
- An den in den ersten hundert Jahren eingesetzten
Lokomotiven lassen sich deutlich die Anforderungen der Strecke an die
Zugmaschinen ablesen: Überwiegend Tenderloks mit meist drei, seltener mehr
angetriebenen Achsen zogen eine eher kurze Wagenschlange über eine nicht
sehr lange Strecke (14 km) mit
mäßiger Steigung (1:125) in beschaulichem Tempo (30-60 km/h). Schwerere Güterzüge
mit Holz- oder Steinladung aus Münstereifel und Arloff stellten selten eine
Herausforderung dar, zudem ging es doch flussabwärts! Ein anderes Kaliber
aber hatte der Sonderzug nach Düsseldorf zur Bundesgartenschau im Juli
1987: Mit vierzehn (!) Wagen passte dieser gerade eben zwischen Prellbock
und Bahnübergang Otterbach. Damit war selbst die BR 215 gefordert, ganz im
Gegensatz zu ihren sonstigen Leistungen an der Erft. Sonderzüge wurden
immer wieder auch von außergewöhnlichen Triebfahrzeugen entlang der Erft
gezogen. Neben den planmäßigen Dampfloks früherer Jahre konnten so die
Baureihen 01, 23, 24, 38, 39 und 41 in der Kurstadt bewundert werden. Sogar
„Zuckersusi“, die Dampfspeicherlok der Zuckerfabrik und der TEE-
Triebwagen VT 115 waren da! Bleibt es jedoch auch in Zukunft bei
nur einem Gleis im Endbahnhof, können diese faszinierenden Schauspiele
nicht mehr in Bad Münstereifel stattfinden. Wär´ doch zu schade, nicht?
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- (c) Wilfried Kurth